"Plastikgeschirr“ im Haushalt – Segen oder Gift?

Bevor wir ein Lebensmittel verzehren, kommt es bei der Herstellung, Lagerung und Verarbeitung mit vielen Gegenständen aus den unterschiedlichsten Materialien in Berührung: Kochgeschirr, Küchenutensilien, Verpackungen oder diverse Küchengeräte, die zur Zubereitung verwendet werden.

Zu den eingesetzten Materialien zählen Metall, Kunststoffe, Keramik, Bambus, Holz und viele mehr.

Grundsätzlich gilt, Materialien, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, dürfen keine Stoffe in gesundheitsschädlichen Mengen abgeben. Das Lebensmittel darf nicht durch Abgabe von unerwünschten Stoffen verunreinigt werden. Dies betrifft auch eine Geruchs- oder Geschmacksbeeinträchtigung der Lebensmittel. Die dafür notwendige Kennzeichnung der Gebrauchsgegenstände darf nicht irreführend sein.

Ob eine ganze Mahlzeit, das Jausen Brot für die Schule oder Wurst und Käse – Frischhalteboxen aus Kunststoff, umgangssprachlich als „Plastik“ bezeichnet, sind gefragt, um Lebensmittel aufzubewahren.

Geschirr aus Kunststoff gilt als leicht, bruchsicher und stabil. Deshalb sind Produkte wie Schüsseln, Besteck, Becher und Teller vor allem als Kindergeschirr und Partygeschirr beliebt. Werden Küchenutensilien aus Kunststoff beim Braten, Kochen oder zum Erhitzen von Essen in der Mikrowelle verwendet, können gesundheitlich bedenkliche Mengen an Schadstoffen (Melamin und Formaldehyd) in die Lebensmittel übergehen. Häufig fehlen eindeutige Warnhinweise auf den Produkten.

Auch beim Gebrauch von sogenanntem “Bambus-Geschirr” wie z. B. Kinder-Becher, Kinder-Teller, Kinder-Besteck und Ähnliches sollte man Vorsicht walten lassen. Häufig bestehen die als umweltfreundlich und nachhaltig angepriesene Produkte nur zu geringen Teilen aus Bambusfasern. Denn um dem Geschirr seine Form und Stabilität zu geben, wird Kunststoff verwendet, etwa 30 % davon können Melamin-Formaldehydharze sein, die bei unsachgemäßer Verwendung als Schadstoffe in die Lebensmittel übergehen können.

Bei Geschirr, welches ausschließlich aus Bambus besteht, ist eine Maserung erkennbar. Bunt dekorierte und matte Oberflächen vereiteln das sofortige Erkennen dieser Gegenstände.

Sowohl die AGES (Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit) im Auftrag vom Bundesministerium als auch das BfR (Deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung) empfehlen daher, derartiges Geschirr nicht für heiße und saure Speisen und Getränke über 70 °C zu verwenden, vor allem, wenn es schon länger in Verwendung ist, da durch die Abnutzung die Schadstoffe Melamin und Formaldehyd ins Lebensmittel gelangen können. 

Zu demselben Ergebnis kommt auch die Verbraucherzentrale Hamburg. Die Bereichsleiterin für Ernährung und Lebensmittel Silke Schwartau warnt davor, Boxen aus melamin-haltigem Kunststoff auf mehr als 70 °C zu erhitzen. Vorsicht ist bei öligen Produkten geboten. Durch sie könnten sich Weichmacher lösen, sagt Mirko Kaiser, Redaktionsleiter des Magazins “Öko-Test”. Lebensmittel wie Tomatensauce können Plastikboxen verfärben, dies sei zwar nicht schädlich, sagt Frau Schwartau,  allerdings erkennt man daran, dass zwischen Plastikverpackung und Lebensmitteln immer Interaktionen stattfinden.

Eine gute Alternative ist es Boxen aus Glas- oder Keramikbehälter zu verwenden. Diese Produkte sind zwar meist teurer, schwerer und können leichter zerbrechen, wenn sie herunterfallen. Für die reine Lagerung sind Keramik und Glas jedoch sehr gut geeignet – da sie keine Schadstoffe enthalten, die sich lösen könnten. Außerdem sind sie lange nutzbar und verfärben sich nicht.

Eine weitere Alternative ist die Verwendung von Frischhaltefolie. Sie ist sehr leicht und dünn und es können auch saure und salzige Lebensmittel damit aufbewahrt werden. “Frischhaltefolie kann man immer nehmen”, sagt Ute Gomm, Wissenschaftsredakteurin vom aid  Infodienst für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e.V. -“außer zum Einfrieren”. Einziger Nachteil, Frischhaltefolie ist eine Einwegverpackung und somit nicht nachhaltig.

Die Verwendung von Alufolie ist zum Aufbewahren von Lebensmittel nur eingeschränkt zu empfehlen –  salzige oder saure Lebensmittel eignen sich nicht dazu, weil sich das Aluminium lösen und in die Lebensmittel übergehen kann.

Fazit: Nutzen Sie Kochlöffel, Pfannenwender & Co aus „Plastik“ nur kurz zum Umrühren. Behalten Sie den Glanzverlust der Oberflächen im Auge, wenn dieser zunehmend weniger wird, ist die Oberfläche beschädigt und Schadstoffe können rascher freigesetzt werden. Befolgen Sie bei der Benutzung genau auf die Herstellerangaben. Verwenden Sie stattdessen idealerweise Porzellangeschirr, um Lebensmittel in der Mikrowelle zu erhitzen. Achten Sie besonders bei Kindergeschirr und –besteck auf schadstofffreie Produkte.

Quellen:

AGES; Lebensmittelkontaktmaterialien, o.A., 09/2019
www.ages.at/themen/rueckstaende-kontaminanten/melamin/#

Augustin, B.: Plastikgeschirr: Gefahr durch Erhitzen?, 01/2016
www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Melamin-Geschirr-Plastik-Formaldehyd-Krebs,melamin102.html

Europäische Union; Lebensmittelkontaktmaterialien; k.A. 2015

NDR; Ab in die Box: So gut sind Frischhalteboxen, o.A., 07/2016
www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Ab-in-die-Box-So-gut-sind-Frischhaltedosen,frischhalteboxen100.html

Bundesinstitut für Risikobewertung; Gesundheitliche Bewertung von Materialien in Kontakt mit Lebensmitteln, o.A., 2016
www.bfr.bund.de/de/gesundheitliche_bewertung_von_materialien_in_kontakt_mit_lebensmitteln-227.html

Bundesinstitut für Risikobewertung: Toxikologische Bewertung von Formaldehyd,
Stellungnahme des BfR Nr. 023/2006; o.A., 03/2006
www.bfr.bund.de/cm/252/toxikologische_bewertung_von_formaldehyd.pdf

T-online.de; Formaldehyd in Küchenutensilien aus Kunststoff, o.A., 05/2011
www.t-online.de/gesundheit/id_46461144/formaldehyd-in-kuechenutensilien-aus-kunststoff.html

Verbraucherzentrale Deutschland: Materialien mit Melamin; o.A., 04/2019
www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/materialien-mit-melamin-7562

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