Bereits vor der Schwangerschaft wird der Grundstein für die Gesundheit etwaiger Kinder gelegt. Dass Ernährung eine zentrale Rolle spielt, wissen Mediziner bereits seit etwa 25 Jahren. Wir haben 2 namhafte Experten zu den Zusammenhängen befragt.

Frau Mag. Caroline Sonnenberg, Bsc, beleuchtet das Thema aus der Sicht einer Diätologin.

„Eine gesunde ausgewogene Ernährung stellt eine der Grundsäulen für ein gesundes Leben dar.

Dies ist nicht nur von Bedeutung, wenn ein Kind das Licht der Welt erblickt, sondern nimmt schon während der Schwangerschaft einen großen Stellenwert ein.

Denn eine gesunde Ernährungsweise der Mutter hat einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung des Kindes - nicht nur im Mutterleib, sondern auch für die spätere Entwicklung des Kindes.

Eine qualitativ hochwertige und ausgewogene Ernährung während der Schwangerschaft ist von Nöten – um sowohl eine Unter- als auch Überernährung zu vermeiden.

Ein drastisches Szenario des Einflusses der Ernährung auf das spätere Verhalten des Ungeborenen zeigte eine US-Studie, die vor einigen Jahren an Ratten durchgeführt wurde. Im Fokus dieser Studie wurde untersucht, inwieweit die mütterliche Ernährung mit einer sehr fett- und zuckerreichen Kost das spätere Verhalten des Ungeborenen beeinflusst. Die Ergebnisse zeigten, dass deren Nachwuchs einerseits ein erhöhtes Risiko an Übergewicht hatte und andererseits höhere Tendenzen für ein Suchtverhalten aufwiesen. Anzumerken bleibt, dass diese Studie an Ratten durchgeführt wurde.

Hiervon kann abgeleitet werden, dass möglicherweise auch beim Menschen, ein übermäßiger Verzehr von Fett und Zucker während der Schwangerschaft, ausgewählte Schaltkreise im Gehirn des Ungeborenen, die das Belohnungssystem betreffen, verändern können. Nähere handfeste Bezüge bei Menschen sind jedoch noch offen zu erforschen.

Ein Bereich, der bereits erforscht und untersucht wurde, ist die pränatale Programmierung.
Dies zeigt auf, welchen Einfluss das mütterliche Verhalten auf das Ungeborene hat und dass durch eine unausgewogene Ernährung mögliche Folgeerkrankungen aufgrund der Disposition zu Adipositas und Diabetes Mellitus gegeben sind.

Ein weiterer, wesentlicher Aspekt, der für eine ausgewogene und vielseitige Ernährung spricht ist, dass es bereits im Mutterleib zu Prägungen kommen kann, die spätere Geschmackspräferenzen des Kindes beeinflussen. Daher sollte die Kost vor, während und nach einer Schwangerschaft abwechslungsreich und vollwertig sein, um dieses Spektrum möglichst breit zu halten.

Ernährt sich eine Schwangere beispielsweise nur von Junk Food, zuckerreichen süßen Getränken, Schokolade oder anderen Süßigkeiten, dann besteht ein erhöhtes Risiko, dass das Kind später ebenfalls zu den süßen und fetten Lebensmitteln tendiert und zum Beispiel Gemüse in der Mahlzeit eher verweigert.

Studien zeigten auch, dass in kritischen pränatalen Entwicklungsphasen bestimmte Stoffwechselprozesse einen Einfluss auf die Gesundheit und das spätere Leben des Ungeborenen haben. Somit kann die Ernährung in der Schwangerschaft bis hin zum Erwachsenenalter einen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Gesundheit haben.

Fazit ist daher, dass eine gesunde ausgewogene Ernährung von hoher Bedeutung ist und bereits vor einer geplanten Schwangerschaft umgesetzt werden sollte. Zumindest zu Beginn der Schwangerschaft wäre es empfehlenswert, Mütter über die Bedeutung der richtigen Kostform und deren Einfluss für das Kind, aufzuklären.“

Die Klinische- und Gesundheitspsychologin Frau Dr. Laura Stoiber erläutert das Thema aus psychologischer Sicht:

„Jede mögliche Art von Konsum, sei es Alkohol-, Zigaretten- oder Nahrungskonsum kann sich bereits im Mutterleib auf das ungeborene Kind auswirken. Eine falsche Ernährung kann entweder restriktiv (=gezügelt) oder auch exzessiv (=übermäßig) sein und beide Ernährungsweisen haben negative Auswirkungen auf das Kind.

Bei einer restriktiven und einseitigen Ernährung kann es schon vor der Geburt, aber auch im weiteren Verlauf durch das Stillen mit der Muttermilch zu einem Mangel von Nährstoffen kommen. Dies kann in extremen Fällen auch die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen (Fälle dazu sind zum Beispiel bei veganer Ernährung bekannt). Auch exzessives Essverhalten zeigt Auswirkungen auf das Kind.

Einerseits können sich die Auswirkungen im Gewicht des Kindes widerspiegeln und andererseits können so schon sehr früh verschiedene Substanzabhängigkeiten entstehen, wie zum Beispiel ein gesteigertes Bedürfnis nach Fett und/oder Zucker.

Kindern, die aufgrund des Essverhaltens der Mutter, mit einer solchen Disposition geboren wurden, fällt es später auch schwerer, sich ausgeglichen und gesund zu ernähren, da sie schon im Mutterleib früh durch die negativen Ernährungsweisen der Mutter geprägt wurden.

Es ist bekannt, dass erlernte Verhaltensmuster aus der Kindheit sehr tief in unserem Gehirn verankert sind und nur schwer veränderbar sind. Aus diesem Grund ist es wichtig, vor allem während der Schwangerschaft, aber auch während der Stillzeit, auf eine ausgewogene, gesunde und regelmäßige Ernährung zu achten, um die Gesundheit des eigenen Kindes begünstigen zu können.“

Dr. Laura Stoiber

Dr. Laura Stoiber

Klinische- und Gesundheitspsychologin, Arbeits- und Wirtschaftspsychologin, Sportpsychologin, Systemischer Coach
www.stoiber-psychologie.at | office@stoiber-psychologie.at
Tel.: +43 650 301 04 28

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Mag. Caroline Sonnenberg, Bsc


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Quellen:
Plagemann Andreas: Perinatale Programmierung, neuro-endokrine Epigenomik und präventive Medizin - Das Konzept Vegetative Prägung IN: Nova Acta Leopoldina NF 120, Nr. 405, 197-225 (2014)
Dr. Kauth Thomas, u.A.: Interdisziplinäres Netzwerk zur frühen kindlichen Prägung (metablische Programmierung) IN: Ernährungs Umschau 9/09 S.540f.

Pränatale epigenetische Prägung: Stand des Wissens; Dtsch.Ärzteblatt 2016; 113(45):A-2010 /B-1706 /c-1690

Informationen der Seite www.richtigessenvonanfangan.at

Sarker G. et al. Transgenerational transmission of hedonic behaviors and metabolic phenotypes induced by maternal overnutrition. Translational Psychiatry. 2018; 8:195.

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