Übergewicht und Diabetes – Bereits in der Schwangerschaft können Kinder geschützt werden

Mit 1,9 Milliarden weltweit hat sich die Zahl der übergewichtigen und adipösen Erwachsenen von 1975 bis 2016 fast verdreifacht. Bei Kindern von fünf bis neunzehn Jahren ist die Steigerung noch höher: Während im Jahr 1975 etwa vier Prozent übergewichtig oder adipös waren, waren es 2016 18 Prozent. Im Jahr 2016 waren weltweit 41 Millionen Kinder unter fünf Jahren betroffen und 340 Millionen Kinder zwischen fünf und neunzehn Jahren (World Health Organization, 2018).

Übergewicht in der Kindheit stellt ein Problem dar, das noch nie so aktuell war und welches gesundheitliche und soziale Folgen nach sich zieht. Als chronische und fortschreitende Erkrankung besteht bei Übergewicht und Adipositas ein erhöhtes Risiko für Zivilisationserkrankungen, wie kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes Typ 2 und bestimmte Krebsarten (El-Behadli et al., 2015).

In Mitteleuropa ist die Zahl der Diabetiker*innen seit 1998 um 40 Prozent gestiegen. Davon sind 50-60 Prozent  der Betroffenen übergewichtig (Österreichische Diabetes Gesellschaft).

Diabetes und Übergewicht sind also eng miteinander verknüpft. Sie bilden zusammen mit Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen das metabolische Syndrom, auch tödliches Quartett genannt. 

Diabetes in der Schwangerschaft

Auch die Häufigkeit von Gestationsdiabetes ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Einerseits wird der Anstieg mit der Einführung des Screening Verfahrens zwischen der 25. und 28. Schwangerschaftswoche und damit der verkleinerten Dunkelziffer in Verbindung gebracht. Andererseits wird als Grund neben dem steigenden Durchschnittsalter auch ein steigendes Durchschnittskörpergewicht der Schwangeren gesehen (Diabetesinformationsdienst München).

Kinder von Frauen, die an Diabetes Typ 2 oder an Gestationsdiabetes leiden oder litten haben, weisen ein erhöhtes Risiko für eine spätere Entstehung von Übergewicht und Diabetes Typ 2 auf. Laut der Deutschen Gestationsdiabetes-Kinder-Studie leiden mehr als 30 Prozent der Kinder von Müttern, die an Gestationsdiabetes erkrankt waren  im Alter von elf Jahren an Übergewicht (Diabetesinformationsdienst München).


Prävention

Aufgrund der steigenden Zahlen und der deutlichen Zusammenhänge zwischen Übergewicht und Diabetes wird klar, dass dringend etwas verändert werden muss und möglichst früh mit Präventionsmaßnahmen begonnen werden muss.

Bereits in der Schwangerschaft kann positiv Einfluss auf die Gesundheit des ungeborenen Kindes genommen werden. Inzwischen weiß man, dass vor allem das mütterliche Gewicht vor der Schwangerschaft, aber auch die Gewichtsentwicklung im Laufe der Schwangerschaft, einen hohen Einfluss auf die kindliche Gesundheit hat (LifeCycle Project-Maternal Obesity and Childhood Outcomes Study Group, 2019).

Für die Prävention von Übergewicht und Diabetes bei Schwangeren sollen individuelle Risikofaktoren von Fachpersonen evaluiert werden und potenzielle Risiken im Verhalten und in der Ernährung aufgedeckt und behoben werden.


Risikoreduzierung durch gesunde Ernährung

Aus dem Österreichischem Ernährungsbericht 2017 geht hervor, dass die Allgemeinbevölkerung in Österreich zu viel Fett zu Ungunsten von komplexen Kohlenhydraten und Faserstoffen, wie sie in Vollkorngetreide und Gemüse vorkommen, konsumiert. Diese Konstellation erhöht das Risiko für Übergewicht und Diabetes Typ 2.

Weiters begünstigt eine geringe Aufnahme von pflanzlichen Lebensmitteln in der Schwangerschaft die Entstehung von Diabetes im Kindesalter (Pistollato et al., 2015). 

Pflanzenbasierte Ernährungsformen haben im Hinblick auf das Verhältnis von Fett, Protein und Kohlenhydraten oft eine günstigere Zusammensetzung. Eine pflanzenbasierte Ernährung kann in der Schwangerschaft präventiv auf die Gewichtszunahme und die Entstehung von Gestationsdiabetes wirken (Sebastiani et al, 2019). 

Die rein pflanzliche also vegane Ernährung ist im Vergleich zur ovo-lacto-vegetarischen Ernährung (=Ernährungsform, in der Milch und Eier verzehrt werden, aber auf Fleisch und Fisch verzichtet wird) und zur Mischkost die Ernährungsform mit dem geringsten Auftreten von Diabetes Typ 2 und Übergewicht (Orlich und Fraser, 2014;).

Fazit: Der größte Zusammenschluss von Diätolog*innen, die Academy of Nutrition and Dietetics, ist daher der Ansicht, dass eine rein pflanzliche Ernährung in jeder Lebensphase, somit auch in der Schwangerschaft, gesundheitsförderlich ist und hebt hervor, dass somit das Risiko für eine übermäßige Gewichtszunahme und Diabetes in der Schwangerschaft wie auch in der Allgemeinbevölkerung reduziert werden kann (Melina et al., 2016).
Somit wird nicht nur die werdende Mutter geschützt, sondern auch das Kind und somit langfristig unsere Gesellschaft. 

 

Valeria_Bisaccia_BscBsc

Die Autorin:

Valeria Bisaccia, Bsc Bsc, ist Ernährungswissenschaftlerin und diplomierte, praktizierende Wahlhebamme in Wien.

Sie berät ihr Klientel auch in Sachen gesunder Ernährung, speziell widmet Sie sich der pflanzenbasierten/veganen Vollwerternährung.

www.hebamme-valeria.at

Quellen:
Diabetesinformationsdienst München. Abgerufen von: https://www.diabetesinformationsdienst-muenchen.de/erkrankungsformen/schwangerschaftsdiabetes/index.html (Stand: 26.04.2020)

El-Behadli, A. F., Sharp, C., Hughes, S. O., Obasi, E. M., & Nicklas, T. A. (2015). Maternal depression, stress and feeding styles: towards a framework for theory and research in child obesity. The British Journal of Nutrition, 113 Suppl, S55-71. https://doi.org/10.1017/S000711451400333X

LifeCycle Project-Maternal Obesity and Childhood Outcomes Study Group. Association of Gestational Weight Gain With Adverse Maternal and Infant Outcomes. JAMA. 2019;321(17):1702–1715. doi:10.1001/jama.2019.3820

Melina V, Craig W, Levin S. Position of the Academy of Nutrition and Dieteticsvegetarian diets. J Acad Nutr Diet. 2016;116:1970-1980

Orlich MJ, Fraser GE. Vegetarian diets in the Adventist Health Study 2: a review of initial published findings. Am J Clin Nutr. 2014;100 Suppl 1(1):353S–8S. doi:10.3945/ajcn.113.071233

Österreichische Diabetes Gesellschaft. Face diabetes. Abgerufen von: https://www.facediabetes.at/zahlen-und-fakten.html (Stand: 26.04.2020)

Pistollato, F.; Sumalla Cano, S.; Elio, I.; Masias Vergara, M.; Giampieri, F.; Battino, M. (2015). Plant-Based and Plant-Rich Diet Patterns during Gestation: Beneficial Effects and Possible Shortcomings. Adv Nutr., 6(5): 581-591

Rust, P.; Hasenegger, V.; König, J. (2017). Österreichischer Ernährungsbericht 2017.

Sebastiani, G.; Barbero, A.H.; Borrás-Novell, C.; Casanova, M.A.; Aldecoa-Bilbao, V.; Andreu-Fernández, V.; Tutusaus, M.P.; 1, Martínez, S.F.; Gómez Roig, M.D. and García-Algar, O. (2019). The Effects of Vegetarian and Vegan Diet during Pregnancy on the Health of Mothers and Offspring. Nutrients, 11 (3): 557

World Health Organization. (2018). Obesity and overweight. Abgerufen von: https://www.who.int/en/news-room/fact-sheets/detail/obesity-and-overweight (Stand: 26.04.2020).

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um Ihnen das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn Sie diese Website ohne Änderung Ihrer Cookie-Einstellungen verwenden oder auf "Akzeptieren" klicken, erklären Sie sich damit einverstanden.

Schließen