Von der Brust an den Familientisch – Baby-Led-Weaning

Kinder sind kompetent. Und das von Anfang an. Sie sind dermaßen intelligent, dass sie genau wissen, was sie brauchen, wann sie es brauchen und wie viel sie brauchen.

Geht es um das Stillen ist diese Tatsache allseits bekannt: Kinder sollen nach Bedarf gestillt werden.

Bei Beikostbeginn vertrauen wir ihren Instinkten plötzlich nicht mehr. Ein ,,Beikost-Fahrplan“ soll her – wir bestimmen wann, was, wie oft und oft sogar wie viel das Kind isst. 

Anders das Baby-Led-Weaning (BLW). BLW ist eine Art der Beikosteinführung, bei der das Kind aktiv am Familienessen teilnimmt und anstatt Brei feste Lebensmittel angeboten bekommt.

Diese werden statt der üblichen Breizubereitung in handliche Stücke geschnitten.

Das Kind entscheidet selbst...

…wie viel, wie schnell und was es isst und wann es mit der Beikost beginnt.
Im Prinzip sollte das Kind dasselbe angeboten bekommen, wie die restliche Familie isst– natürlich angepasst an die kindlichen Bedürfnisse.

Mit Brei ernährte Kinder essen oft zu anderen Zeitpunkten als die übrige Familie, da sie aktiv gefüttert werden müssen. Sie kennen nur eine Konsistenz: breiig. Häufig kennen sie auch nicht den Geschmack eines einzelnen Lebensmittels, sondern nur den, kombinierter Lebensmittel. Sie können somit auch nicht lernen, welches Lebensmittel sie in welcher Weise sättigt – denn alles scheint gleich. 

Indem die Kinder von Anfang an verschiedene, differenzierte Geschmäcker und Konsistenzen kennenlernen werden sie womöglich toleranter gegenüber neuen Lebensmitteln (Morison et al., 2018). Der Verzicht auf ein aktives Motivieren zum Essen soll die Kinder langfristig darin bestärken, auf ihr Sättigungsgefühl zu reagieren und somit ein positives Ernährungsverhalten zu entwickeln (Morison et al., 2016). Da die Eltern in der BLW-Methode eine passive Rolle einnehmen, kann die Fütterung nicht mehr oder nur noch bedingt als Mittel zur Beruhigung oder als Einschlafritual des Kindes verwendet werden. Eine potenzielle Überfütterung wird somit verhindert (D’Auria et al., 2018).

Welchen Einfluss kann das gemeinsame Essen auf Kind und Familie haben?

Das gemeinsame Essen könnte zu einer verbesserten Beziehung innerhalb der Familie führen und die Familienmitglieder sogar motivieren, ihre eigenen Essgewohnheiten zu überdenken.

Durch die aktive Rolle des Kindes während der Mahlzeiten wird dieses in seiner Selbstkompetenz nachhaltig gefördert und erlebt Ernährung als etwas Positives und Selbstbestimmtes (Alvisi et al., 2015).

Langfristig kann somit Übergewicht verhindert werden, denn in 18 Prozent der Fälle ist ein gestörtes Ernährungsverhalten Ursache für kindliches Übergewicht (Demir & Bektas, 2017).

Tipp von uns: Achten sie bereits beim Einkaufen auf die Nachhaltigkeit der Lebensmittel. Dies kommt sowohl ihren Kinder und der ganzen Familie als auch der Natur und der Umwelt zu Gute.

Valeria_Bisaccia_BscBsc

Die Autorin:

Valeria Bisaccia, Bsc Bsc, ist Ernährungswissenschaftlerin und diplomierte, praktizierende Wahlhebamme in Wien.

Sie ist spezialisiert auf das Thema BLW und berät ihr Klientel in Wien und bietet auch online Einzelberatungen an.

www.hebamme-valeria.at

Quellen:

Alvisi, P., Brusa, S., Alboresi, S., Amarri, S., Bottau, P., Cavagni, G., Corradini, B., Landi,L., Loroni, L., Marani, M., Osti, I. M., Povesi-Dascola, C., Caffarelli, C., Valeriani, L., & Agostoni, C. (2015). Recommendations on complementary feeding for healthy, full-term infants. Italian Journal of Pediatrics, 41, 36. https://doi.org/10.1186/s13052-015-0143-5 

D’Auria, E., Bergamini, M., Staiano, A., Banderali, G., Pendezza, E., Penagini, F., Zuccotti, G. V., & Peroni, D. G. (2018). Baby-led weaning: what a systematic review of the literature adds on. Italian Journal of Pediatrics, 44(1), 49. https://doi.org/10.1186/s13052-018-0487-8 

Demir, D., & Bektas, M. (2017). The effect of childrens’ eating behaviors and parental feeding style on childhood obesity. Eating Behaviors, 26, 137–142. https://doi.org/10.1016/j.eatbeh.2017.03.004

 

Morison, Brittany J., Heath, A.-L. M., Haszard, J. J., Hein, K., Fleming, E. A., Daniels, Lisa, Erickson, E., Fangupo, L. J., Wheeler, Benjamin, Taylor, B., & Taylor, R. (2018). Impact of a Modified Version of Baby-Led Weaning on Dietary Variety and Food Preferences in Infants. Nutrients, 10(8). https://doi.org/10.3390/nu10081092 

Morison, Brittany J., Taylor, R., Haszard, J. J., Schramm, C. J., Williams Erickson, L., Fangupo, L. J., Fleming, E. A., Luciano, A., & Heath, A.-L. M. (2016). How different are baby-led weaning and conventional complementary feeding? A cross-sectional study of infants aged 6-8 months. BMJ Open, 6(5), e010665. https://doi.org/10.1136/bmjopen-2015-010665

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