Warum sollten Bio-Produkte verwendet werden?

Regionalität, praktische Verpackung und Tierwohl sind österreichischen KonsumentInnen sehr wichtig, wie aus einer Befragung von Marktagent.com hervorgeht.

“Regional punktet als besonders glaubwürdig, Bio werde hingegen kritisch betrachtet und auch hinterfragt”, sagte Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marktagent.com bei der Präsentation der Studie im März 2019, bei der österreichweit stichprobenartig KonsumentInnen zwischen 14 und 69 sowie Händler und Markenartikler befragt wurden.

Die KonsumentInnen informieren sich über die Nachhaltigkeit gleich über die Verpackung. “Die breite Masse informiert sich nicht weiter, sondern schaut hauptsächlich darauf, was auf der Verpackung steht”, sagte Schwabl.

“Biologisch wirtschaften bedeutet in einem ganzheitlichen Sinn wirtschaften. Geschlossene Kreisläufe, gezielte Fruchtfolgen, Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und energieintensive Dünger, gezielter Aufbau gesunder Humusböden zur CO2-Bindung und flächenbezogene Tierhaltung machen aus Biolebensmitteln Premiumprodukte.

Das haben KonsumentInnen längst erkannt, darum steigt der Absatz von Bioprodukten weiter”, betonte der steirische Landwirtschaftskammer Präsident Franz Titschenbacher in einem Pressegespräch in Graz.
 

Rund 1,9 Mrd. Euro haben die KonsumentInnen österreichweit 2018 für Biolebensmittel ausgegeben. Das ist eine Steigerung von 5% gegenüber 2017. Die Hauptargumente für den Griff zu Bio sind das eigene Wohlbefinden, die Regionalität und Saisonalität sowie kurze Transportwege. Den größten Anteil am Biomarkt hat der Lebensmitteleinzelhandel mit 77%. Rund 17% der Biolebensmittel werden über den Fachhandel oder direkt verkauft. Die verbleibenden 6% werden in Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen zu Speisen für den Außer-Haus-Verzehr zubereitet. Bio, gepaart mit regionaler Herkunft, bedeutet für Konsumenten den höchsten Nutzen und ist für sie untrennbar mit Klimaschutz und Nachhaltigkeit verbunden.

Die Stiftung Warentest hat acht Jahre lang 250 Bio- und mehr als 1.000 konventionelle Produkte getestet und miteinander verglichen. Das Ergebnis dürfte einigen Bio-Fans gar nicht schmecken: Die teuren Produkte sind nicht zwingend gesünder oder besser als herkömmliche Lebensmittel.

Nehmen wir beispielsweise das alljährliche, sogenannte Öko-Monitoring des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg. Hierbei werden Bio-Lebensmittel unter anderem auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und anderen Kontaminanten untersucht. Die Ergebnisse für 2014 wurden jetzt Ende 2018 veröffentlicht und einmal mehr kam dabei heraus: ökologisch erzeugte Lebensmittel sind mit deutlich weniger Schadstoffen belastet als konventionell angebaute Ware. In Zahlen ausgedrückt heitßt das: Öko-Gemüse wies im vergangenen Jahr rund 320mal weniger Pestizidrückstände auf als konventionelles Gemüse, beim Obst fanden sich 80mal weniger Rückstände in der Bio-Ware.

Ob auf dem Feld, im Garten oder im Park: Pestizide töten Pflanzen und Tiere, bedrohen die Artenvielfalt und gefährden auch unsere Gesundheit. Solange Landwirtschaft, Kommunen und Privathaushalte ungebremst Pestizide einsetzen, sterben weiterhin Bienenvölker, werden ganze Biotope verschwinden. Doch auch der Mensch tritt mit dem Gift in Kontakt. Pestizide zählen zu den weltweit gefährlichsten Umweltgiften. Sie sind für den Menschen fast ausnahmslos gesundheitsschädigend. Vergiftungserscheinungen, Hauterkrankungen, Fruchtbarkeits- und Erbgutschäden, Krebs, Missbildungen bei Neugeborenen werden als „Nebenwirkungen“ genannt. Würden Pestizide z.B. als kleine schwarze Punkte auf den gespritzten Äpfeln oder Salatköpfen sichtbar sein und sich nicht abwaschen lassen, dann würde niemand diese Ware essen. Leider sind diese Chemikalien weder sichtbar noch kann man sie riechen, deshalb ist es leicht diese Tatsache zu verdrängen.

Pestizide werden in vielen Lebensbereichen angewendet und können über unterschiedlichste Medien aufgenommen werden: Lebensmittel, Wasser, Luft, behandelte bzw. kontaminierte Produkte wie Teppiche, Spielzeug oder Lederwaren, wie auch infolge der Behandlung von Haus- oder Nutz tieren mit Pestiziden (zum Beispiel gegen Flöhe) und über Hausstaub. Letzteres betrifft vor allem Kinder, die unter schwierigen Verhältnissen leben (vgl. Quiros-Alcala et al., 2011).

Die Pestizidgefährdung von Kindern beginnt häufig schon im Mutterleib. Embryos können schon dann gefährlichen Pestizidkonzentrationen ausgesetzt sein, wenn schwangere Frauen mit Pestiziden belastete Lebensmittel zu sich nehmen oder in der Landwirtschaft arbeiten. Auch wenn sie sich in der Nähe der Pestizidausbringung aufhalten

Kinder sind aufgrund verschiedener Risikofaktoren oft anfälliger gegenüber den Wirkungen von Pestiziden als Erwachsene. Die Risiken resultieren aus einer geringeren Körpergröße, einer größeren Exposition gegenüber Lebensmitteln, Erde, Luft und Wasser, einem anderen Metabolismus, schnellerem Wachstum und dem in der Entwicklung befindlichen Organsystem. Kinder neigen dazu, sich mit ihrer näheren Umgebung intensiver auseinanderzusetzen und sie nehmen Dinge häufig in den Mund.

Die biologische Landwirtschaft versucht mit Hilfe umweltschonender Maßnahmen Pflanzenschutz auf natürliche Weise zu gewährleisten. Es dürfen dabei keine chemisch-synthetischen Pestizide verwendet werden, stattdessen setzt man auf natürliche Wirkstoffe und pflanzenstärkende Maßnahmen. Durch Fruchtfolgen und organische Düngung wird die Fruchtbarkeit des Bodens erhalten und gefördert, was zur Stärkung der Pflanzen beiträgt. Schädlinge werden unter anderem mit ihren natürlichen Feinden, sogenannten Nützlingen, in Schach gehalten (vgl. Global 2000).

Was können sie tun:
Kaufen sie biologische Lebensmittel, da hier keine chemisch-synthetischen Pestizide verwendet werden dürfen. Achten sie auf die Saisonalität der Lebensmittel. Wenn Pflanzen nicht zu ihrer natürlichen Saison wachsen (z.B. Kopfsalat im Winter), sind sie krankheitsanfälliger und es müssen mehr Pestizide eingesetzt werden. Betreiben Sie auch im eigenen Garten biologischen Pflanzenschutz, fördern Sie Nützlinge und greifen Sie auf mechanische (z.b. Unkraut jäten), thermische (z.B. Hitze zur Unkrautbekämpfung, Abflammen) oder biotechnische Methoden (z.B. Pheromonfallen) zurück.

 

Quellen:

Global 2000, Statusbericht chemischer Pflanzenschutz, 2019

Global 2000, Pestizidreduktionsgrogramm und Pestizide, o.A.

Telekurier Online Medien, Lebensmittel: Für ÖsterreicherInnen sind regionale Produkte wichtiger als das Bio-Label,
https://k.at, 2019

Greenpeace Research Laboratories, Pestizide und unsere Gesundheit, 2015

Pan Germany, Pestizide und Kinder, terres des hommes, 1.Aufl., 2011

Quiros-Alcala et al., Maternal prenatal and child organophosphate pesticide exposures and children’s autonomic function, 2011

Ökomonitorin Baden-Württemberg, Ergebnisse der Untersuchung von Bio-Lebensmitteln,
Zusammenfassung aus dem Bericht zum Ökomonitoring 2018, http://oekomonitoring.cvuas.de/aktuelles.html, 2018

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