Womit spielt ihr Kind?
Weichmacher in Kuscheltieren, Formaldehyd in Holzspielzeug oder Schwermetalle in Plastikautos – versteckte Gifte können sich potenzieren – und sogar krank machen.
Besonders unsere Kinder sind gefährdet, denn so mancher Spielzeughersteller verwendet aus Kostengründen billige und meist giftige Chemikalien.
Zur Herstellung werden verschiedenste Kunststoffarten mit unterschiedlichen Eigenschaften verwendet.
Ob beispielsweise ein „Plastikspielzeug“ aus gesundheitlicher Sicht zu empfehlen ist, ist abhängig von der verwendeten Kunststoffart und den Zusatzstoffen.
Manche Hersteller geben die verwendeten Materialien freiwillig bekannt, leider sind sie dazu nicht verpflichtet.
Häufig wird der Kunststoff PVC (Polyvinylchlorid) in der Produktion von Bällen, Puppen oder auch Wasserspielzeug verwendet. Um das ursprüngliche harte und spröde Material weich zu machen, kommen sogenannte Weichmacher zum Einsatz, die das Spielzeug elastisch und natürlich weich machen.
Diese Weichmacher (wie z.B. Phthalaten) sind nicht fest gebunden, das bedeutet, sie werden nach und nach wieder freigesetzt. Die geruchlosen Weichmacher finden sich dann zum Beispiel im Hausstaub wieder.
In Langzeitstudien wird belegt, dass einige Phthalat-Weichmacher die Leber, Nieren und das Hormonsystem beeinträchtigen können. Die Verwendung dieser Schadstoffe ist leider kaum gesetzlich beschränkt.
Spielzeug aus buntem Hartplastik wird bei den namhaften Herstellern aus dem unbedenklichen Kunststoff ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer) hergestellt. Vorsichtig sollte man jedoch bei sogenannten No-Name Produkten sein.
Kaufen Sie Spielzeuge aus Holz, dann achten besonders bei bunt Lackiertem auf die geprüfte Sicherheit (GS-Siegel). Kinder stecken Spielsachen gerne in den Mund, durch Speichel oder Schweiß können sich Lackteilchen lösen – deshalb lohnt es sich, schadstoffarme, z.B. unlackierte Stifte mit guten Testergebnissen von Stiftung Warentest oder Öko-Test zu kaufen. Massive Holzspielzeuge wie z.B. Bauklötze sollten aus Massivholz gefertigt sein, idealerweise aus nachhaltiger Waldwirtschaft, erkennbar am FSC® oder Naturland Siegel.
Hier einige Tipps für Ihren Einkauf:
– kaufen Sie Spielzeug aus weichem Plastik nur, wenn es mit dem Hinweis “PVC-frei” versehen ist.
– achten Sie auf die Verarbeitung der Spielwaren, prüfen Sie Nähte und Augen bei Stofftieren.
– wenn ein Plastikspielzeug unangenehm riecht, lieber gleich im Geschäft lassen. Dies kann ein Hinweis auf geringe Sorgfältigkeit in der Produktion und Schadstoffe sein.
– Spielsachen aus ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer), PE (Polyethylen) oder PP (Polypropylen) kann gekauft werden, denn diese Kunststoffe kommen ohne Weichmacher aus.
– achten Sie auf die am Produkt angebrachten Siegeln, die im Umlauf sind. Das „GS-Zeichen“ in Verbindung mit einer TÜV-Prüfstelle, steht für geprüfte Sicherheit. Das CE-Zeichen, welches jedes in Europa verkaufte Produkt tragen muss, ist hingegen kein Garant für gutes Spielzeug, da jeder Hersteller es selber anbringen kann.
– Nutzen Sie die kostenlose Mobilfunk App „ToxFox“, welche vom deutschen Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) entwickelt wurde und Schadstoffe in Produkten aufzeigt. Die APP greift durch scannen des Barcodes auf eine internationale Produkt-Datenbank zu – bereits 19 Partnerorganisationen in 13 Ländern arbeiten in dem Projekt „AskREACH“ zusammen.
Ein sehr gutes Beispiel anhand des österreichischen Unternehmens „Ökospielzeug“,
wie eindeutige Kommunikation mit dem Konsumenten über die Verpackung aussehen sollte:
Fazit: Kaufen Sie für Ihr Kind nur Spielsachen und Gebrauchsgegenstände, die frei von Schadstoffen sind. Ideal ist es, Produkte aus natürlichen Materialien wie Holz oder Baumwolle, idealerweise in Bioqualität, anzuschaffen. Diese sind einerseits nachhaltig, andererseits bedenkenlos für Kinder und Erwachsene. Beim Kauf von Holzspielzeug sollte man heimisches Holz bevorzugen.
Quellen:
Riederer, M.: Gift im Spielzeug: Gehen Sie beim Kauf auf Nummer sicher!, BR24-Online, 2019
www.br.de/nachrichten/amp/wissen/giftige-schadstoffe-gehen-sie-beim-spielzeug-auf-nummer-sicher,RjUJE0b
Verbraucherzentrale Bundesverband: Holzspielzeug; 2019
www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/spielzeug/holzspielzeug-8269
Ippach, C.; Buntstifte im Test: Schadstoffe in jedem zweiten Malstift für Kinder, Öko-Test; 2019
https://www.oekotest.de/kinder-familie/Buntstifte-im-Test-Schadstoffe-in-jedem-zweiten-Malstift-fuer-Kinder_111537_1.html
Verbraucherzentrale Bundesverband: Spielschleim, Fingerfarben, Knetmasse, Strassenmalkreide, Kinderschminke; 2019
www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/spielzeug/spielschleim-fingerfarben-knetmasse-strassenmalkreide-kinderschminke-8280
Öko-Test: 20 Holzspielzeuge im Test; 2017
https://www.oekotest.de/kinder-familie/20-Holzspielzeuge-imTest_107279_1.html?artnr=107279&bernr=07
Schadstoffe in Kinderprodukten – wie schütze Sie sich und ihre Kinder; Die Zeit, 2019
Kallee, U., Gaude, A.: Achtung: Spielzeug! Gesundheitsgefährliche Chemikalien in Kinderprodukten. Eine Stichprobe; Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, 2015
www.bund.net/themen/chemie/toxfox/kinderprodukte
Deutsche Umweltstudie zur Gesundheit, GerES 2003-2006
www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/belastung-des-menschen-ermitteln/umwelt-
survey/umwelt-surveys-1985-bis-2006/kinder-umwelt-survey-2003-bis-006#kus-kleine-ganz-gross